Durchbrüche

Durchbrüche

Vorwort:

Rockmusik ist ein unglaublich breites Thema; eines, das nicht in ein paar Seiten Text zusammengefasst werden kann. Und da mir glücklicherweise erlaubt wurde, einen zweiten Artikel zu schreiben, musste ich einen Weg finden, meine zukünftigen Schriften zu kategorisieren, sodass ich mehrere Alben besser unter einem spezifischen Blickwinkel rezensieren kann. So kam ich auf das zusammenfassende Thema der Durchbrüche in die populäre Musikkultur. Die drei Alben, die wir demnächst anschauen, halfen auf die eine oder andere Art ihren Autoren beim Aufstieg in den sogenannten «Mainstream» und bleiben bei Fans dieser Gruppen fast immer als das exemplarische Album ihres Sounds im Gedächtnis. Ich werde wie beim letzten Artikel drei verschiedene Musikgenres und -kulturen unter die Lupe nehmen, und dir, dem hoffentlich interessierten Leser, einen Einblick in jene Zeiten verschaffen. Und da ich chronologisch arbeite, beginne ich bei einer der am meisten polarisierenden Richtungen zeitgenössischer Musik: dem Heavy Metal.

«Master of Puppets», Metallica, 1986

Metallica ist im heutigen kulturellen Gedächtnis sicher nicht unbekannt, sogar in der Schweiz. T-Shirts, dekoriert mit ihrem Kultlogo werden von den leidenschaftlichsten Fans zu den musikalisch unbewussten Fashion-Ikonen getragen (Kim Kardashian und Justin Bieber wurden schon mit Metallica-Shirts gesehen). Doch den wenigsten in unserer Gesellschaft ist ihr ursprünglicher Sound, geschweige denn ihre frühe Geschichte, bekannt.

Gegründet im Jahre 1981 durch Sänger/Gitarrist James Hetfield und Schlagzeuger Lars Ulrich wurde Metallica in den nächsten 5 Jahren zu einer der am schnellsten aufsteigenden Bands der Vereinigten Staaten. Durch die Kombination von Ulrichs schnellem, aggressiven Takt, Hetfields ansteckender Energie, den elektrisierenden Soli des Lead-Gitarristen Kirk Hammets und einer technischen Musikalität, konnte diese Bande von vier jungen, langhaarigen Rockern eine engagierte Fangemeinde aufbauen. «Master of Puppets» war ihr drittes Album, und kam am Höhepunkt dieser Furore heraus.

Das Album war ein Meisterwerk des aggressiven, wütenden Thrash-Metal-Stils, welchen Metallica im Studio und auf der Bühne perfektioniert hatte. Durch den Kontrast langer, herzpochender Stücke wie «The Thing That Should Not Be» oder «Disposable Heroes» und progressiveren («Orion») gestaltete die Gruppe eine Leinwand eindrücklicher Erzählungen. Doch das Juwel des Albums ist ohne Zweifel das Titelstück ‘’Master of Puppets’’. Aus der Sicht der Droge Kokain geschrieben detailliert Sänger Hetfield seine Drogensucht und die Unsicherheit eines Süchtigen, ob er je aus seiner Position einer Marionette entfliehen kann. Das 8-minütige Lied bleibt eines ihrer grössten Hits und wird als eines der besten Metallieder überhaupt angesehen.

Metallica ist gewiss nicht für alle – doch jemand, der diesen Sound mag, muss in seinem Leben dieses Album gehört haben.

«Ten», Pearl Jam, 1991

Pearl Jam

Pearl Jam

In der letzten Ausgabe dieser Einführung habe ich ein anderes legendäres Album der frühen Neunziger-Jahre untersucht, «Nevermind» von Nirvana. Doch während Kurt Cobains Trio rebellischer Teenager als Ikonen der «Grunge»-Bewegung angesehen wurden, schaffte es Pearl Jam zum kommerziellen sowie kulturellen Supererfolg. Wieso sonst hätte dieses Album mehr Exemplare verkaufen können als «Nevermind», das einflussreichste Werk der Neunziger?

Nicht ohne Grund werden Pearl Jam und Nirvana in fast jeder Diskussion verglichen. Sie erreichten beide um die gleiche Zeit Erfolg, waren aus jungen, weissen Männern aus Seattle zusammengesetzt und erzählten über die gleichen Probleme der amerikanischen Gesellschaft, die gleichen Geschichten von Trauer und Depression. Doch während Nirvana eher von unbekannten Punk-Musikern seiner Jugend beeinflusst wurde, war Pearl Jam eher auf der Seite des musikalischen Metal und Blues, langsamer und musikalisch komplexer. Cobain mochte seine eigene Berühmtheit nicht ausstehen und brachte sich kurze Zeit später um, doch Pearl Jam ist von fast allen berühmten Grungebands die einzige, die heute noch regelmässig tourt und neue Musik schreibt. Aber der wesentlichste Unterschied findet man in der Musik selber.

Sänger Eddie Vedders gröhlende, fast opernhafte Stimme steht im Zentrum des Albums, während die Instrumente der Unterstützung seiner Harmonien dienen. Diese sind bei Liedern wie «Alive» oder «Black» am eindrücklichsten. Der Kalifornier steckt hier alle seine Emotionen in jedes einzelne Wort und hinterlässt hiermit einen gewaltigen Eindruck. Die Leistung der anderen vier ist jedoch nicht zu vernachlässigen, vor allem die Soli des Gitarristen Mike McCready, der durch seine Blues-Improvisationen sogar einem Jimi Hendrix Konkurrenz machen kann.

Passioniert und energetisch mit einer packenden Nachricht kann ich die elf Lieder auf «Ten» nur empfehlen.

«Enema of the State», Blink-182, 1999

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Als das Jahr 1999 begann,  war die Musikszene in den USA drastisch verschieden zu der Musik der vergangenen Jahre. Weg war der bedrückende, wütende Rock, ersetzt durch Boybands und fröhliche Popmusik. Es schien, als hätte Grunge eine Aversion zur Rockmusik ausgelöst, doch diese Theorie wurde in den folgenden Monaten niedergeschmettert. Durch Bands wie Green Day, Sum-41 und am wichtigsten Blink-182 wurde Pop-Punk zum neuen Genre rebellischer Teenager. Dunkelheit und Ängste wurden durch die kalifornische Sommersonne und kindischem Humor ersetzt.

Schon der Name des Stils (Pop-Punk) verrät etwas über den Sound. Junge, musikalisch eher unbegabte College-Studenten aus Kalifornien kombinierten in ihren Garagen die simple Energie des Punkrocks mit der simplen Struktur und den denkwürdigen Texten der Popmusik. Unterschiede gab es unter den verschiedenen Gruppen wenige, sie hörten sich generell sehr ähnlich an. Doch einige Musiker konnten sich differenzieren, sei es durch ihre ernsteren Texte (wie Green Day), ihrer Attitüde, ihrem Humor oder der Chemie zwischen den Bandmitgliedern. Blink-182 hatte glücklicherweise alle diese Merkmale. Bestehend aus Schlagzeuger Travis Barker und dem Sängerduo Tom DeLonge (Gitarre) und Mark Hoppus (Bass) war die Band schon länger als Hit etabliert. Sie waren schon vor ihrem dritten Album «Enema of the State» in den Colleges Amerikas und Australiens bekannt und wussten, wie sie sich zu verkaufen hatten. Doch wahren Kultstatus erreichten sie erst danach.

Schon die Hülle des Albums erregt Gesprächsstoff (eine leichtbekleidete Krankenschwester, die verführerisch einen Plastikhandschuh anzieht). Darin liegt das oberflächige Konzept des Albums: Witze über Jugendthemen (die erste Liebe, Parties und Pornographie) zu reissen und unbeschwert das Leben zu geniessen. Doch falls man näher hinhört, erkennt man ernste Probleme, die, wie bei einem Jugendlichen, nicht auf den ersten Blick erkennbar sind (Depression, Eifersucht, Selbstmord). Dieser Mix ernster und fröhlicher Themen fand bei vielen Jugendlichen Anklang und katapultierte die Singles «All the Small Things» und «What’s My Age Again?» zum Erfolg und Blink-182 in die Musikgeschichte.

Für glückliche, aber auch traurige Zeiten ist «Enema of the State» ein guter Begleiter.


 
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