Der Mensch – eine Bestie?

Der Mensch – eine Bestie?

von Stefanie Affolter

Illustration: Lea Huber

Ich sitze auf einer Bank in den Bergen und beobachte die Aussicht. Es ist wunderschön, keine einzige Wolke ist am Himmel und die Sonne scheint mit angenehmen 28 Grad Celsius auf mich herab. Ich kann den Zürichsee und Zürich selbst sehen, obwohl ich zwei Stunden Autofahrt entfernt auf einem Berg sitze.

Es ist angenehm ruhig, ich höre nur das Bimmeln der Kuhglocken auf der Weide etwas weiter hinter mir. Ich atme tief durch und beginne nachzudenken. Über alles, was mir in den letzten vier Wochen durch den Kopf gegangen ist. Wie viele Probleme von den Medien verschwiegen werden, die man eigentlich kennen sollte.

Ich sinniere schon länger über das Thema Akzeptanz. Wie viel Leid wegen fehlender Akzeptanz in der Welt passiert. Wie viele Bereiche das Thema Akzeptanz umschliesst und wie viel man erreichen könnte, wenn jeder Mensch den anderen akzeptieren würde.

Ein sehr grosses Thema ist die LGBTQ*-Community, die heutzutage immer noch diskriminiert wird. Diese Community beinhaltet nicht nur homosexuelle Menschen, sondern auch Transsexuelle und solche, deren Sexualität man nicht kennt. Ein paar Beispiele sind Menschen, die sich als aromantisch, asexuell oder pansexuell definieren.

Aromantisch ist, wenn man keine tiefen romantischen Gefühle empfindet. Asexuell ist das Gleiche, einfach in Bezug auf die sexuelle Anziehung. Aromantische Menschen können aber sehr wohl sexuelle Anziehung spüren, während asexuelle Menschen das nicht können, dafür aber in der Lage sind, romantische Gefühle zu entwickeln. Pansexuelle Menschen orientieren sich nicht am Geschlecht einer Person, sondern am Charakter. Das heisst, dass pansexuelle Menschen nicht schwul, lesbisch oder bi sind, sondern dass sie sich nicht auf ein Geschlecht festlegen. Pan bedeutet so viel wie ganz oder umfassend.

Natürlich gibt es sehr viele mehr, die der LGBTQ*-Community angehören, aber ich werde sie nicht aufzählen.

Ein zweites riesiges Thema der Akzeptanz ist die Religion. So viele Kulturen und Religionen kämpfen darum, akzeptiert zu werden. Ein ganz prominentes Beispiel ist der Islam, der wegen terroristischen Organisationen, die diese Religion als Entschuldigung für ihre Aktionen missbrauchen, von vielen Leuten aus Angst als böse angesehen wird.



Diese Logik, von wenigen auf alle zu schliessen, hat uns schon so oft eigentlich unnötige Probleme eingebracht.

Diese Angst schafft viele Vorurteile, mit denen gläubige Muslime zu kämpfen haben. Jeder hat sicher schon einmal jemanden sagen hören, dass Muslime alle Terroristen seien oder hat es im schlimmsten Fall sogar schon mal selbst gesagt. Diese Logik, von wenigen auf alle zu schliessen, hat uns schon so oft Probleme eingebracht, die eigentlich unnötig und so einfach zu verhindern gewesen wären. Vielleicht hätte man sogar Kriege verhindern können.

Ich bitte jeden, der diesen Artikel liest und denkt, dass Muslime Terroristen sind, seine Meinung gründlich zu überdenken.

Ein anderes Problem, das zur Akzeptanz zurückführt, ist die Integration von Migranten. Zu viele Menschen werden niedriger gestellt, weil sie in ihrem Heimatland so grosse Probleme haben, dass sie keinen anderen Ausweg als die Flucht gesehen haben.

Sie werden beschimpft, weil man Angst hat, dass sie uns Arbeitsplätze wegnehmen. Dabei sind es meistens diese Leute, die das Fundament unserer Gesellschaft bilden.

Wer würde sonst die Strasse putzen, nachdem wir wieder einmal unsere Street Parade gefeiert haben? Wer arbeitet in unseren Krankenhäusern? Wer sammelt unseren Müll ein? Würden wir diese Menschen akzeptieren und sie gleich behandeln so wie jeden anderen, dann wäre der ganze Integrationsprozess wesentlich einfacher.

Ich frage mich immer wieder, warum wir Menschen so arrogant und überheblich sind. Das soll weder ein Angriff auf jemanden sein noch eine Beleidigung.

Es ist schlicht und einfach ein Fakt.

Der Mensch hat viele schlechte Eigenschaften, das kann man tagtäglich beobachten. Wenn wir uns aber mehr auf unsere guten Eigenschaften konzentrieren würden, wie zum Beispiel auf unsere Empathie oder unser Mitgefühl, könnten wir vielleicht etwas ändern.

Ich glaube an das Gute im Menschen, auch wenn ich manchmal ein Pessimist bin. Ich hoffe, dass sich endlich einmal etwas ändert.

Viele Leute sind auf dieses Thema der Akzeptanz aufmerksam geworden, jetzt müssen wir nur noch etwas tun, so klein diese Dinge auch sein mögen.

Wenn es auch nur ist, den Neuen zum Mittagessen einzuladen.

Ich bin dann mal weg...

Ich bin dann mal weg...