Von Sportplätzen und Friedhöfen

Von Sportplätzen und Friedhöfen

GOING BACK IN TIME: KONTEXT
In dieser Kolumne werde ich jeden Monat in die Zeitmaschine steigen und über geschichtliche Ereignisse berichten. Ich werde die versteckten und zum Teil merkwürdigen Seiten der Geschichte ans Licht bringen, die vielleicht nicht im Schweizer Geschichtsbuch oder in ähnlichem Unterrichtsmaterial zu finden sind. Also, lieber Leser, wenn Du um Mitternacht verzweifelt nach einer Zusammenfassung des Dreissigjährigen Krieges suchst, kann diese Rubrik Dich vielleicht ein bisschen aufmuntern, aber Dir leider keine genügende Note versichern.

von Sophia Lussi

Illustration: Lea Glitsch

Wir sind alle noch nicht richtig wach so kurz nach den Sommerferien. Auch ich liege noch zur Hälfte am Pool, also möchte ich in diesem Artikel nur eine kurze Reise antreten. Der Ort wechselt nicht, nur die Daten. Genau, ich werde mich ein wenig mit der Geschichte unserer guten alten HoPro befassen.

 
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Die meisten von euch wissen wahrscheinlich, dass die HoPro einst eine Töchterschule war. Das heisst, eine Schule für Mädchen. Die lieben Jungs, die heute unsere Gänge bevölkern, kamen erst 1976. Als 1832 eine Kantonsschule für Männer gegründet wurde, die zwei Ausblidungswege anbot, das Gymnasium und die «Industrieschule», wurde nichts Derartiges für Frauen errichtet. Deren Ausbildung wurde den Gemeinden überlassen. Die Stadt Zürich baute also die im selben Jahr in eine Mädchensekundar-schule umgestaltete Töchterschule immer weiter aus, bis sie 1875 eine von der Stadt finanzierte Parallelausbildung zur Kantonsschule darbot. Das Töchti nahm auch immer mehr Schüler aus ländlichen Gemeinden auf, bis sogar der grösste Teil der Mädchen nicht mehr aus der Stadt kam.

Zur Geschichte der HoPro gehören jedoch auch einige Fakten, die aus der heutigen Sicht etwas merkwürdig erscheinen…

«Sport ist Mord»?

Das Sprichwort «Sport ist Mord» scheint in der Geschichte der HoPro eine gewisse Wahrheit zu enthalten. 1848 wurde nämlich ein Friedhof eröffnet, der 1912 aufgehoben und zum Turnplatz der Töchterschule umgestaltet wurde. Ja, wir treiben noch heute an der selben Stelle Sport, an der vor etwas mehr als 100 Jahren Menschen ihre letzte Ruhe fanden.

Der ehemalige Friedhof  Hohe Promenade.  Bild: alt-zueri.ch, Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich.

Der ehemalige Friedhof Hohe Promenade. Bild: alt-zueri.ch, Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich.

Ausbildung oder «echte Weiblichkeit ertöten»?

Die Ausbildung von Mädchen in Zürich geht jedoch schon weiter als zur Gründung der Töchterschule zurück. 1773 bat Leonhard Usteri, Professor der Logik, Rhetorik und Mathematik in Zürich und Chorherr des Stiftes zum Grossmünster, in einem öffentlichen Aufruf um finanzielle Unterstützung zur Gründung einer neuen Mädchenschule. In diesem Jahr hatte die Mädchenbildung einen traurigen Tiefstand erreicht und Usteri wollte dies ändern. An Ostern 1774 kamen die ersten 12-jährigen Mädchen in die neue Schule. Da absolvierten sie drei Klassen von je 8 Monaten. Sie hatten schon Vorkenntnisse im Buchstabieren und im Lesen von Wörterreihen. Für diese Zeit tönt eine Schule für Mädchen sehr revolutionär, aber der Unterricht war keineswegs mit dem heutigen zu vergleichen. Die Schülerinnen hatten nur drei Fächer: Lesen, Schreiben und Rechnen. Das Gelernte diente zu praktischen Zwecken und damit die Absolventinnen einen guten Haushalt führen konnten. Auch gab es nur 2(!) Schulstunden pro Tag, da Leonhard Usteri doch noch ein Mann seiner Zeit war und deshalb dachte, ein grösseres Wissen könnte die «echte Weiblichkeit ertöten». Immerhin eröffnete er eine Bibliothek für die Schülerinnen und gab ihnen dadurch mehr Möglichkeiten zu lesen, als sie sich gewohnt waren. Denn es gehörte sich nicht, als Frau zu dieser Zeit viel zu lesen.

Leonhard Usteri. Bild: ETH Zürich

Leonhard Usteri. Bild: ETH Zürich

Geheimnis des Schuppens gelüftet!

Der leicht obskure Schuppen neben der BG-Villa ist eigentlich eine ehemalige Seilerei. In diesem langen Gebäude wurden einst Seile für die Seilerei Denzler gedreht.

Skihosen das ganze Jahr lang

Heute gehören die verschiedenen Kleidungsstile zum Alltag der HoPro, aber vor 60 Jahren wurde den Töchtern verboten, Hosen zu tragen. Komischerweise wurden Skihosen jedoch aus diesem Verbot von 1956 ausgenommen. 

Der Geist des Oberen Gartens

Unser schönes «BG-Huus» war bis 1965 ein Herrschaftshaus, das 1910 erbaut worden war. Nach der Übernahme durch die Töchterschule, durfte die ehemalige Hausbedienstete, Frau Vatter, jedoch noch lange im Haus leben

Du willst noch mehr herausfinden? Hier sind meine Quellen:

Ich bin dann mal weg...

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«Das Geniale an Mathe ist, dass man mathematische Sätze nicht entführen kann!»

«Das Geniale an Mathe ist, dass man mathematische Sätze nicht entführen kann!»