Gabirano: «Seg ich nöd eifach das wo jede ander seit?»

Er ist ein Gigant: Und das nicht nur wegen seinen 182 000 Followern auf Instagram. Der Berner Instagram-Star Gabirano misst 207 Centimeter – da kommt man sich einfach so klein vor daneben – irgendwie geschrumpft. Wenn man dann sitzt – immerhin annähernd auf Augenhöhe, dann fühlt man sich wie ein Emporkömmling. Doch Gabirano nimmt es locker, mit Humor: Wie so ziemlich alles während des folgenden Gesprächs an einem nebligen Mittwochnachmittag Ende Oktober. Der springende punkt hat Gabirano, der als Gymischüler (oder “Gy—mer”, wie man im Bernischen sagt) begonnen hat, witzige Videos von sich in den Klassenchat zu senden und mittlerweile einer der grössten (Bitte nicht als Wortspiel interpretieren!) Comedians des Landes ist, zum Interview getroffen:


Hinweis: Sind Sie schon ein älteres Semester? Schütteln Sie nur den Kopf, wenn Sie von den Jungen, Social Media, oder Snapchat hören? Dann sind Sie hier trotzdem genau richtig: Denn am Ende des Interviews finden Sie ein Glossar!


DER SPRINGENDE PUNKT: Gabirano, mit wem würdest du einen Tag lang Handy tauschen?

GABIRANO: Handy? Wieso Handy? 

Oder: Instagram-Account?

Mit niemandem. 

Also, hat niemand ausser dir dein Instagram-Passwort?

Doch, die Leute aus meinem Management haben es schon. Aber sonst niemand.

Wer sind deine Vorbilder?

Mr. Bean, Will Smith, Jamel Debbouze, Gad Elmaleh, es gibt viele... Es gibt noch viele mehr!

Warst du schon am Anfang davon überzeugt, dass du einmal so viele Follower haben würdest wie jetzt (zurzeit: 182 000)?

Ich habe am Anfang schon gewusst, dass es möglich ist, so viele Followers zu haben. Ich habe das ja gesehen bei Bendrit, Swissmeme oder Zekisworld. Zuerst hatte ich meine Videos auf Englisch gemacht, nachher habe ich dann auf Schweizerdeutsch gewechselt, weil ich gemerkt habe, dass diese besser angekommen sind. Und dann, nach dem zehnten Schweizerdeutschen Video, sah ich, wie die Zahlen immer mehr stiegen. Ich wusste: Wenn ich jetzt die nächsten zehn Monate jeden Tag ein Video mache, dann werde ich sicher 100 000 Abonnenten haben – also das heisst: jeden Tag ein gutes Video! (lacht)

Du hast einmal klein begonnen. Wenn man bei deiner Instagram-Page einmal ganz nach unten scrollt, findet man dort noch Videos aus deinem Kinderzimmer. Was denkst du, in welchen Bereichen deiner Videos hast du dich am meisten verändert, auch verbessert?

Die Videos, die mich bekannt gemacht haben, waren Vines, also ganz kurze, sechssekündige Videos. Von denen habe ich manchmal zwei pro Tag gemacht. Und dann ist Instagram aufgekommen, ich habe angefangen mit einminütigen Videos. Diese hatten zwar immer eine Pointe, aber zu früh – nachher habe ich dann noch zu lang geredet, das hat es verzögert. Das habe ich dann probiert zu verbessern, sodass die Witze besser standen. Ich glaube, meine Art an sich ist zwar schon lustig, aber man kann trotzdem mehr herausholen. Ich habe jetzt nie berechnet und geplant: Wie soll ich ein Video jetzt angehen? Ich habe einfach einmal losgefilmt, immer. Und erst jetzt, seit dem Sommer, schaue ich mehr auf die Qualität. Damit meine Videos wie Diamanten werden (lacht).

Okay... Diamanten halten zwar relativ lang, aber es kann doch trotzdem sein, dass der Instagram-Hype einmal vorbei ist. Was machst du dann – wenn Instagram irgendwann mal nicht mehr ist? 

Mein Ziel ist es, aufzutreten. So gross zu werden wie Divertimento – oder so. Kennt ihr Divertimento überhaupt? Die sind verdammt gut. Meine Videos werden nie aufhören, aber ich würde auch gern noch eigene Produktionen machen. Vielleicht eine Serie. Man kann wirklich mit einer eigenen Plattform auf einfache Art und Weise eine Produktion machen. Mit Leuten, die motiviert sind, die Lust haben. Mein nächster Plan ist es, eine Serie oder einen Film zu machen.

Wie viele Personen arbeiten eigentlich an einem deiner Videos mit?

Eigentlich mache ich immer alles allein. Aber jetzt habe ich auch angefangen, Hilfe zu holen: Jemand filmt, jemand schaut, dass auch alles vorkommt, was im Skript steht – als Unterstützung, damit die Videos noch besser werden. Vor allem bei den Werbevideos machen wir das jetzt oft so. Das sind dann 2-3 Leute. Aber einer reicht! (lacht)

Kanye West hat vor einigen Wochen gefordert, Likes aus Social Media abzuschaffen. Was hältst du von diesem Vorschlag.

Das fände ich gut – es wäre ja denn wie auf Snapchat. Leute schauen deine Videos, weil sie deinen Content gut finden. Ausser die ganz Jungen! Die ganz Jungen denken: «Oaaah, der ist bekannt. Dem muss ich folgen!» Die haben noch keine eigene Meinung (lacht) – also die meisten. Einer meiner Kollegen arbeitet in einer Schule mit Kindern von zehn bis siebzehn Jahren. Als ich ungefähr 20 000 Abonnenten hatte, zeigte er ihnen einmal meine Videos. Sie reagierten abweisend: «Der ist ja gar nicht sooo lustig, der hat ja nur 20 000 Abonnenten...» (lacht) Dann, später, als ich ungefähr 80 000 Abonnenten hatte, sind sie dann auf ihn zugekommen: «Du kennst doch Gabirano! Bring ihn einmal in die Schule!» Ich ging dann in diese Schule – und sie war voller Fans. Vollkommen überrissen... Likes und Followers haben also einen grossen Einfluss auf die Menschen. Wäre das nicht so, würde man einfach mal schauen, sich denken: Coole Seite, der folge ich jetzt mal. Ich würde zuerst schauen, was die Person macht, bevor ich urteilte. Ich finde, das ist ein guter Vorschlag. Einfach für die Werbung wäre es scheisse, oder? (lacht)

Ganz kurz zum Abschluss: Was gibst du Jugendlichen mit, die auch auch auf Instagram bekannt werden wollen? 

Man sagt ja immer: Du kannst werden, was du willst. Aber das stimmt nicht. Chris Rock sagt, du kannst nicht werden, was du willst – du kannst das werden, worin du gut bist. Wenn du in etwas gut bist und du weisst, dass du gut bist und es dir Spass macht, dann solltest du einfach daran arbeiten. Das habe ich auch gemacht. Das ist das einzige, das ich zu sagen habe: Blibed euch selber. (lacht)

Herzlichen Dank für das Interview!

Seg ich nöd eifach das wo jede ander seit?

Nei!

Die Fragen stellte Jossi Schütt.


 
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Glossar

Bendrit, Zekisworld, Swissmeme: Schweizer Instagram-Comedy-Pages.

Vines: Kurze, kurze, sechssekündige Comedy-Videos

Divertimento: Also bitte…

Snapchat: Soziales Netzwerk. Man kann seinen Freunden Fotos oder Videos senden, die diese dann einmal anschauen können und die dann verschwinden.

«Hier ist einfach alles ein bisschen besser»

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