«Hier ist einfach alles ein bisschen besser»
Ihr Vater und sie warteten in der Schlange, um zu bezahlen. Sie holte noch etwas, dass sie beim Einkauf vergessen hatten. Als sie zurückkam, war ihr Vater schon am Bezahlen. Schnell schlängelte sie sich durch die Leute zu ihrem Vater hindurch. Ganz normal, oder? Doch da kam es: «Du ungeduldige Schwarze!» Dabei wollte sie ja nur ihrem Vater das vergessene Brot bringen.
Sanchutha (14 Jahre) wohnt schon ihr ganzes Leben lang in der Schweiz. Doch trotzdem bekommt sie manchmal noch solche Sprüche zu hören. Und das verletzt.
Ihr Vater kam in den 80er Jahren wegen des Kriegs in Sri Lanka (1983-2009) in die Schweiz. Die Flucht könnte man als harmlos bezeichnen, er und ein paar Kollegen kamen mit dem Flugzeug. Aber trotzdem; Sanchuthas Vater musste aus seiner Heimat flüchten, weil es dort für ihn zu gefährlich war. Sanchuthas zwei Geschwister wurden in der Schweiz geboren und gehen auch an die HoPro. Mit ihnen spricht sie Schweizerdeutsch, mit ihren Eltern aber Tamilisch. Ihre Eltern praktizieren zwar den Hinduismus, sie ist aber nicht religiös. Sie fragt sich oft, ob sie sich eher als Tamilin oder als Schweizerin bezeichnen sollte. Die Antwort ist für sie klar: Schweizerin. Was aber nicht heisst, dass sie nicht stolz auf ihre Heimat ist. «Die Natur in Sri Lanka ist wunderschön und jeder kennt dort jeden. Mein Vater kennt alle aus dem Dorf, aus dem er herkommt.» Aber sie fühlt sich wohler in der Schweiz. In Sri Lanka gibt es viel Armut, weil dort über 20 Jahre Krieg geherrscht hat. Es hat viel Müll auf den Strassen und die Bildung ist nicht so gut wie in der Schweiz. Sanchutha würde nicht gerne in Sri Lanka wohnen, aber es ist trotzdem noch Sri Lanka, ihre Heimat.

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Daphne Megias Ramos (18 Jahre, Klasse 6e) fühlt sich in der Schweiz mehr zuhause als in ihrer Geburtsstadt Granada, Spanien – verständlicherweise: Sie ist bereits anderthalb Jahre nach ihrer Geburt in die Schweiz gezogen, wegen eines Jobangebotes ihres Vaters. Sie hat keine Erinnerungen an ihre kurze Zeit in Spanien als Kind, sammelt jedoch immer wieder neue mit Besuchen bei ihrer Familie in Spanien.
Für sie ist Spanien ein «Ferienland», sie besucht das Land auch nur in ihren Ferien, anders hat sie keine Zeit dafür mit der Schule. «Das ist dann ja nicht die Wirklichkeit», meint sie selber, «sondern nur die idyllische Ferienzeit». Sie kann sich nicht vorstellen, in Spanien zu leben, sondern möchte in der Schweiz bleiben, denn «hier ist einfach alles ein bisschen besser», womit sie sich auch auf die Arbeitsumstände und den Bildungsgrad bezieht.