Das Volumen der Sonne reicht nicht! Was die HoPro tun könnte, um uns besser auf die Arbeitswelt vorzubereiten.
Illustration: Timothy Nwogor
Wir kommen als 12/13-jährige Kinder an die HoPro und verlassen sie als 18/19-jährige junge Erwachsene. In diesen sechs Jahren lernen wir viel, sehr viel. Am Ende unserer Gymi-Zeit haben wir dann ein gewisses Niveau in verschiedenen Sprachen und in allen Naturwissenschaften erreicht. Wir entwickeln uns aber auch als Menschen, schliessen neue Freundschaften und lernen mit verschiedenen Situationen (seien dies Stress oder Verhandlungen mit Lehrern) umzugehen. Und doch haben wir oft das Gefühl, nicht genug vorbereitet zu sein auf das Leben nach der Schule: «Was ich in der Schule nicht gelernt habe: Steuererklärung ausfüllen, Rechnungen bezahlen. Aber hey, ich kann das Volumen der Sonne berechnen.» Dadurch unterscheiden wir uns auch von den SekundarschülerInnen. Diese lernen schon sehr früh, sich eine Lehrstelle zu suchen und mit ihrem Lohn umzugehen, während wir noch weiterhin die Schulbank drücken. Natürlich braucht es auch Menschen, die das Volumen der Sonne berechnen können und ich persönlich würde das Wissen, das ich an der HoPro erhalte, nie aufgeben wollen. Gleichzeitig ist es aber vor allem für die älteren SchülerInnen etwas beunruhigend, in die Welt herausgelassen zu werden, ohne zu wissen, wie man einige der alltäglichen Dinge tut.
In diesem Artikel möchte ich vor allem auf das Thema der Stellensuche eingehen. Viele SchülerInnen machen heutzutage nach der Matura ein Zwischenjahr. In Luzern wurden an einer Maturfeier die SchülerInnen einer Klasse nach ihren Zukunftsplänen gefragt. Von 23 Maturanden wollten nur gerade mal drei direkt an die Uni. Die anderen wollten Sprachkurse machen, Reisen, ins Militär oder den Zivildienst gehen oder Arbeiten und Geld verdienen. Ein Zwischenjahr scheint die perfekte Lösung dafür zu sein. Aber von verschiedenen Bekannten habe ich erfahren, wie unterschiedlich ein Zwischenjahr ablaufen kann. Für einige verläuft das Zwischenjahr ohne Probleme und sie geniessen die neue Freiheit. Doch andere haben mehr Mühe, mit der vielen Zeit umzugehen. Man reist vielleicht zwei Monate – und dann? Es besteht die Gefahr, dass man in eine Art Loch fällt, viele Kontakte aus der Schule gehen verloren, weil alle anderweitig beschäftigt sind und plötzlich ist man allein und weiss nicht, was man tun soll. Viele SchülerInnen wollen sich in dieser Zeit eine Stelle suchen und arbeiten gehen und genau dann wäre es gut zu wissen, wie man dies am besten angeht. Wie schreibe ich eine Bewerbung, welche Optionen habe ich (und leider ist es relativ schwierig als GymischülerIn eine Stelle zu finden, viele Arbeitgeber verlangen eine gewisse Erfahrung in einem Gebiet und diese Erfahrung hat man als GymischülerIn nicht), wen spreche ich an? Ein Teil dieses Wissens erarbeiten wir beim Sozialeinsatz in der vierten Klasse, bei dem wir eine Vorlage für eine Bewerbung erhalten und dann einige schreiben müssen, um eine Stelle zu finden. Doch auch der Sozialeinsatz ist nicht ganz realitätsgetreu. Man geht nur eine Woche arbeiten und die meisten erhalten irgendeine Stelle über Verwandte, wobei das Schreiben der Bewerbung nur zu einer Formalität wird. Wie könnte also die HoPro uns mehr unterstützen in diesem Gebiet?
Hier einige Ideen:
Information: Es ist wichtig, dass die Schule die SchülerInnen, die ein Zwischenjahr machen wollen, schon im Frühling der sechsten Klasse dazu anregt, ihr Zwischenjahr zu planen oder sich einen Job zu suchen, denn der Schlüssel zu einem gelungenen Zwischenjahr ist die gute und genaue Planung. Das BIZ (Berufsinformationszentrum Zürich) könnte für die sechsten Klassen Workshops zum Thema Bewerbungen und Lebenslauf direkt an der HoPro durchführen. Die SchülerInnen könnten dann auch gegenseitig ihre Lebensläufe lesen und die MitschülerInnen darauf hinweisen, was sie noch hinzufügen könnten.
Bewerbungsbild: Das Freifach Fotokurs könnte ein gutes Bild von jedem Sechstklässler, jeder Sechstklässlerin machen. Somit müssten die Maturanden nicht den hohen Preis für ein professionelles Bild bezahlen.
Probeinterviews: Man könnte Ehemalige anfragen, ob sie mit SechstklässlerInnen Probeinterviews durchführen wollen. Dabei bewirbt sich die Schülerin, der Schüler für eine ausgeschriebene Stelle, schickt die Bewerbung natürlich nicht ab. Der Alumnus führt dann auf der Basis dieser Bewerbungen mit den SchülerInnen ein Probeinterview durch und weist sie darauf hin, was sie gut gemacht haben und was sie lieber nicht sagen oder anders formulieren sollen. Somit können diese SchülerInnen bei ihren richtigen Interviews Anfänger-Fehler vermeiden.
Netzwerk von Ehemaligen: Die Schule könnte mit Hilfe von Ehemaligen ein Netzwerk aufbauen, das Maturanden im Zwischenjahr einstellt oder ihnen hilft, eine Stelle zu finden. Dadurch wären die Schüler nicht ganz auf sich alleine gestellt und hätten gewissermassen ein Sprungbrett in die Arbeitswelt.
Würde die Schule diese vier Punkte umsetzen, so würden wir die HoPro mit einer Vorlage für eine gute Bewerbung, einem genauen Lebenslauf und einem professionellem Bewerbungsbild, Tipps für Interviews und erste Kontakte verlassen. Dadurch wären wir perfekt vorbereitet für die Arbeitswelt und könnten uns eine Stelle verschaffen, bei der unser Fachwissen aus dem Gymi nützlich ist.

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