Filmkritik: «Edward mit den Scherenhänden»
Als einer der Kultfilme der 90er Jahre der anderen Art hat sich dieser Streifen schon lange in den Herzen einiger Zuschauer bewährt. Zum einen gibt es einen leicht zynischen Humor, der im typischen Stil Tim Burtons subtil geliefert wird. Zum anderen ist die Hauptfigur einer der Charaktere, mit denen man sehr mitfühlen kann.
In einem Städtchen schneit es manchmal, obwohl das nicht möglich sein sollte. Ein Mädchen aus einem Vorort erfährt durch ihre Grossmutter, wie der Bewohner eines mysteriös aussehenden Hauses mit dem Schnee zusammenhängt.
In diesem exzentrischen Vorort, der sich durch knallbunte Farben und eine notorische Routine der Bewohner auszeichnet, lernen wir die Verkäuferin Peg, welche in der Nachbarschaft erfolglos Schminke anbietet, kennen. Frustriert vom bisher katastrophalen Arbeitstag, versucht sie als Letztes, in der gruseligen Villa des Vorortes ihr Glück zu versuchen. Im Garten – dem Einzigen, was in der heruntergekommenen Villa gepflegt zu sein scheint – sind erstaunliche formgeschnittene Büsche zu bestaunen. Jedoch ist der Besitzer der Villa vor einiger Zeit verstorben, weswegen Peg stutzig wird. Im Innern der Villa kommt Edward zum Vorschein, ein künstlich geschaffener Mensch, der von seinem Erbauer nicht rechtzeitig vor dessen Tod fertiggestellt werden konnte. Seitdem muss er mit Scherenhänden leben, deren Umständlichkeit an den zahlreichen Narben in Edwards Gesicht besonders ersichtlich sind. Peg nimmt den isolierten Edward mit nach Hause und integriert ihn in ihre Familie. Edward verliebt sich dabei in Pegs bezaubernde Tochter Kim, welche sich anfangs sehr vor Edward fürchtet, aber nach und nach seinem schüchternen Charme verfällt. Auch in der Nachbarschaft wird Edward durch zahlreiche Fähigkeiten mit seinen Scherenhänden beliebt. Einzig Kims Freund und seine Clique hegen eine Antipathie gegen den bizarren jungen Mann. Bald wird klar, dass Edwards naive Gesinnung ihm nicht nur Gutes von den Mitmenschen erbringen wird…
Wie in den meisten Filmen des Regisseurs Tim Burton ist auch hier die Hauptfigur ein Aussenseiter, der andersartige Qualitäten innehat. Edward ist eine Figur, die man sehr schnell ins Herz schliessen kann. Seine unschuldige Sicht auf die Welt veranlasst den Zuschauer, einen hohen Grad an Empathie für ihn zu haben. Deswegen ist es umso trauriger und emotionaler, die Geschehnisse mitzuerleben, da Edward nichts für seine Fehler kann.
Das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Charakteren ist ein Genuss und lässt komische Szenen entstehen. Sowohl das Szenen- als auch das Kostümbild sind ein Augenschmaus und von hoher Qualität, was bei Tim Burton nicht erstaunlich ist. Die Filmmusik drückt auf die Tränendrüse und ist eine der schönsten, welche ich je gehört habe.
Dieser Film eignet sich für einen gemütlichen Abend, wobei man sagen muss, dass man vielleicht wegen dem traurig-schönen Ende Taschentücher parat haben sollte. Wenn man bizarr-komische Filme mit einem Hauch von Fantasie und Romantik gern hat, ist «Edward mit den Scherenhänden» äusserst empfehlenswert.
Was der Schnee in dieser Geschichte für eine Bedeutung hat und wieso Edward darin eine Rolle spielt, erfahrt ihr im Film. ;-)