Drei Bücher, die zum Aufbrechen anregen.

Anzeige.
«Fast genial» von Benedict Wells (2011)
von Yuki Schmid Hossli

Das Versagen liegt in der Familie. So würde der siebzehnjährige Francis all seine Fehler rechtfertigen. Er lebt mit seiner Mutter in einem Trailerpark irgendwo in den USA. Und hat keine Ahnung, wer sein Vater ist. Seine Mutter hat wegen Depressionen ihren Job verloren und Francis arbeitet deswegen nach der Schule in einem Fast-Food-Laden. Und deshalb nimmt er an, dass sein Vater genauso ein Versager ist, wie alle anderen auch in der Stadt. Einige Zeit vergeht, er hört mit dem Boxen auf, wird seinen Abschluss nicht schaffen und ist immer noch ein Versager. Seine Mutter wird nach einem Selbstmordversuch in eine Psychiatrische Klinik eingeliefert, wo Francis Anne May Gardener kennenlernt. Das neunzehnjährige Mädchen ist auch wegen eines Selbstmordversuches in der Klinik. Ihr Vater hat sie vergewaltigt und ihr kleiner Bruder ist vor wenigen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Die beiden verlieben sich ineinander und daraus entwickelt sich eine sehr komplizierte Beziehung. Zeitgleich erfährt Francis von seiner Mutter viel über seinen eigentlichen Vater. Seine Mutter habe sich bei einer Samenbank für Genies künstlich befruchten lassen. Ein Professor wollte, dass sich dumme Menschen nicht schneller vermehren als gescheite, deshalb hatte er in den 80er Jahren in Kalifornien diese Samenbank gegründet.
Vielleicht ist Francis ja doch nicht der grösste Versager aller Zeiten? Von neuem Mut erfasst, geht er mit Anne May und seinem besten Freund Grover auf die Reise quer durch Amerika, um seinen Vater zu finden. Grover hätte zwar keine Chance bei einem Mädchen, ist aber viel intelligenter als Francis.
Vor der Abreise kauft sich Francis noch einen falschen Ausweis. Er möchte nämlich in die Casinos von Las Vegas. Er ist fest davon überzeugt, dass er gewinnen wird. Zuerst läuft es gut, er gewinnt 36 000 Dollar. Doch das ist ihm nicht genug. Er spielt weiter – und verliert alles. Weiter geht die Reise nach San Francisco. Dort trifft sich Francis mit jemandem, der auch in der Samenbank gezeugt worden ist. Er hat den Namen von Francis’ Vater herausgefunden. Dr. Doble heisst er.
Nach einem Konzert schlafen Anne May und Francis miteinander. In der Nacht hört er sie dann weinen und fragt sie, warum. Sie könne ihn nicht lieben und gesteht, dass sie ihn angelogen habe. Ihr Vater habe sie nicht vergewaltigt und sie sei Schuld am Tod ihres Bruders. Sie hat nicht aufgepasst und ihr Bruder ist vor ein Auto gelaufen. Die Schuldgefühle machen ihr immer noch schwer zu schaffen.
Von einem Arzt erfährt Francis, wo sein Vater wohnt. Tijuana, Mexiko. Doch es kommt alles anders. In vier Tagen fahren Francis, Anne May und Grover wieder zurück an die Ostküste. Miteinander reden sie kaum. Zurück in Claymont, trennen sich die Wege. Francis arbeitet wieder im Fast-Food-Laden, Grover geht nach Yale und Anne May, sie verschwindet.
Drei Monate erhält Francis einen Anruf von Anne May. «Ich bin schwanger.» Und Francis spart. Er spart, um nach Las Vegas zu gehen, um eine Million zu gewinnen, um ein Haus für Anne May, sich und das Baby zu kaufen. Wenn er verliert, wird er sich für den Krieg melden. Versagen oder Glück? Anne May oder Irak? Für einmal das Richtige tun in seinem Leben? Die Kugel im Casino von Las Vegas rollt.
Ich muss sagen, es ist ein ziemlich geniales Buch, diese «Fast Genial». Es ist spannend geschrieben und hat viele Wendungen, die zwar nicht immer realistisch sind, aber darum geht es ja nicht. Benedict Wells hat ein Buch geschrieben, mit dem sich Jugendliche identifizieren können – und das ist etwas sehr Besonderes.