Was sagen Ehemalige zum Maturausfall?

Was sagen Ehemalige zum Maturausfall?

Seit Donnerstagmorgen ist es definitiv: Die diesjährigen Maturandinnen und Maturanden schreiben keine Maturprüfung. Doch wird ihnen damit nicht die wertvolle Erfahrung vorenthalten, eine solche Monsterprüfung erfolgreich bestanden zu haben? Wir haben bei Ehemaligen nachgefragt.

Hast du das Gefühl, du hättest etwas verpasst, wenn du die Maturprüfungen nicht geschrieben hättest?

  • Martin: Für persönlich wäre es nicht das Schlimmste gewesen, die Maturprüfungen nicht zu verpassen. Für mich war die Maturreise wichtiger, die ich leider verpasst habe. Vielleicht hätte ich mich sogar über eine Absage gefreut, weil ich dann keinen Stress gehabt hätte, um für die Prüfungen zu lernen.

  • Daphne: Nein, eigentlich nicht. Das Einzige, was ich verpasst hätte, wäre, die Bücher für die mündliche Matur gelesen zu haben. Ich glaube, ich wäre wahrscheinlich bis jetzt noch nicht dazu gekommen, sie zu lesen, wenn ich nicht die Pflicht dazu gehabt hätte. Es waren tolle Bücher, die sich gelohnt haben, und es hat mich herausgefordert, meine frühere Leidenschaft für Bücher wieder hervorzuholen.

  • Michelle: Ja, das denke ich definitiv! Es geht nicht nur um die Prüfung selber, sondern auch das ganze Gefühl ist sehr wichtig, vor allem nachher im Studium. Ich denke, es hat mir geholfen, schonmal in einer solchen Situation gewesen zu sein und irgendwie war es auch ein schöner Abschluss der Gymi-Zeit.

  • Marco: Ich nehme an, es fühlt sich auf jeden Fall besser an, die Matur mit Prüfungen abgeschlossen zu haben. Eine Kollegin von mir hätte die Matur aufgrund ihrer Erfahrungsnoten nicht bestanden und konnte dann in den Prüfungen noch das Ruder herumreissen.

Sind dir die Erfahrungen, die du während der Matur gemacht hast, seither schonmal nützlich gewesen?

  • Martin: Nein.

  • Daphne: Es hat mir insofern etwas gebracht, als ich die Erfahrung gemacht habe, über längere Zeit, also über manche Wochen, für eine Prüfung zu lernen. An der Universität ist eine solche Art zu Lernen fast Pflicht, weil man den ganzen Semesterstoff nicht einfach in einer Woche lernen kann. Mann muss sich schon fast Monate vor der Prüfung darauf vorbereiten. Ebenfalls gaben mir die Maturprüfungen ein Gefühl dafür, wie lange Prüfungen sich anfühlen und wie man sie angehen sollte.

  • Michelle: Wie schon erwähnt hat das Erlebnis der Maturprüfungen mir in meiner ersten Prüfungsphase an der ETH geholfen. Nicht nur wegen der Prüfungssituation (ich war schön entspannt), sondern auch wegen der Stoffmenge. Im Studium macht man in einem Semester gefühlt so viel wie in der ganzen Gymi-Zeit.

  • Marco: Jein. Ich bin seither nie mehr über Mathe, Englisch oder Französisch geprüft worden. Wenn schon, dann das Format einer vierstündigen Prüfung. Ich habe zwar an der Uni noch nie eine solche Prüfung schreiben müssen, aber zum Beispiel im Jus-Studium gibt es viele Prüfungen über vier Stunden. Man lernt also ein wenig die Situation, eine so lange Prüfung in einem offiziellen Rahmen, also mit Aufsicht, zu schreiben. Der letzte Schritt am Gymi ist quasi der allererste Schritt, wie es dann etwa an der Uni ablaufen könnte. Und ich glaube, es schadet nicht, wenn du den miterlebt hast.

Was machst du, seit du nicht mehr an der HoPro bist?

  • Martin: Ein Zwischenjahr. Ich schaufle Geld, um dann zu reisen und auszuziehen.

  • Daphne: Ich studiere Biologie an der UZH.

  • Michelle: Ich habe erst ein Zwischenjahr gemacht, in dem ich viel gereist bin, ein Praktikum in einem Spital und noch einige Sprachdiplome gemacht habe. Jetzt studiere ich im 2. Semester Medizin an der ETH.

  • Marco: Ich studiere Germanistik und Philosophie an der Universität Zürich.

Anmerkung von Marco: Ich finde, die Maturprüfungen schaden grundsätzlich nicht. Vor allem auch wegen der Schüler, die aufgrund der Erfahrungsnoten die Matur nicht bestehen würden und mit den Prüfungen die Chance haben, das zu korrigieren. Ich finde aber, rein vom Format her bist du nicht besser auf den Uni-Alltag vorbereitet, wenn du die Maturprüfungen absolviert hast, als wenn du sie nicht absolviert hast. An der Hochschule findet vieles unter anderen Bedingungen statt. Es ist eher das, was du gelernt hast, das du später brauchen wirst.

Ich finde, die Prüfungen sind auch ein bisschen viel Luft um nichts. Das einzig Positive ist eigentlich, dass du weisst: So, jetzt habe ich diese Prüfung gemacht und jetzt ist das Gymi fertig.

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