Zum Abschied: Franziska Baur befragt Jossi
Für die Abschlussausgabe wollte ich unbedingt nochmals unseren ersten Gesprächsgast überhaupt, Mathelehrerin Franziska Baur, interviewen. Plötzlich fragte sie: Ob sie nicht auch mich interviewen könne? Natürlich fühlte ich mich da an meinem Ego gekitzelt – und sagte zu…
Was vermissen Sie von der HoPro momentan am meisten?
Mit KollegInnen auf den Gängen zu plaudern und zu lachen.
Was glauben Sie in Zukunft von der Schule am meisten zu vermissen?
Die täglichen Gratis-Sozialkontakte, natürlich das Schulhaus, die Aussicht auf die Stadt, und – wer hätte das gedacht – den Cappuccino aus der Mensa.
Wenn Sie an der HoPro etwas verändern könnten, was wäre das?
Ich würde den Lift auch für Lehrpersonen verbieten. Nur, um sie auch mal schnaufen zu sehen.
Welchen Schultag werden Sie nicht vergessen?
Jeden einzelnen zwischen Montag, dem 18. August 2014 und Freitag, dem 13. März 2020.
Gibt es etwas, was Sie in der Schule nicht gelernt haben möchten?
Nein.
Was würden Sie einem Erstklässler empfehlen, wenn er sich an der Schule zu Beginn etwas verloren vorkommt?
Alkohol ist auch eine Lösung. Nein, im Ernst: Warte ab, sei nicht zu streng mit den anderen Menschen, du wirst deine Zeit hier geniessen.
Welche Hoffnung haben Sie während Ihrer Schulzeit aufgegeben?
Die Welt zum besseren verändern zu können.
Welches Fach ist Ihnen lieber geworden als Ihnen recht ist?
Mathematik.
Schreckt Sie das Ende Ihrer Schulzeit oder freuen Sie sich darauf.
Ich hatte immer wahnsinnig Angst vor diesem Ende: Angst, den Kontakt zu den Menschen zu verlieren, die ich spannend finde. Nun, da ich ja sozusagen ein sehr kontinuierliches Abschiednehmen erlebe, stelle ich fest: Es ist gar nicht so schlimm – im Gegenteil: Ich freue mich auf das, was danach kommt.
Was hat Ihr Leben mehr verändert, das Handy oder Ihr Lieblingsautor?
Mein Handy hat leider einen grossen Einfluss auf mein Leben. Allerdings nur auf das Oberflächliche, so hoffe ich zumindest. Beim wirklich Wichtigen hat es keine Chance gegen Raymond Chandler und Fjodor Dostojewskij.
Wenn Sie das Wort erfolgreich hören, wer oder was kommt Ihnen da in den Sinn?
Donald Trump, leider. Da kann ich auch nichts dafür. Aber ich denke gleichzeitig: Irgendwann wird er erledigt sein – Erfolg ist also eher ein Zustand, nicht etwas Endgültiges.
Würden Sie lieber als Schriftsteller oder als Journalist berühmt werden?
Als Schriftsteller. Mehr Prestige (im Idealfall)…
Gibt es Filme, die Sie immer wieder schauen und wenn ja, warum tun Sie das?
Die James Bond-Filme. Mittlerweile erkenne ich sie schon nur durch Hören. Warum, weiss ich auch nicht. Sie sind ja eigentlich grösstenteils von dürftiger filmischer Qualität. Es ist wohl die Aura, die Atmosphäre, und, ich gebe zu, die Autos, die mich in den Bann ziehen. Und natürlich alles von Alfred Hitchcock.
Schauen Sie auch Trashfilme und wenn nein, warum nicht?
Nicht wirklich... Und zwar aus dem Grund, dass ich Filme zu sehr schätze und mir die Lebenszeit zu schade ist, als dass ich sie mit etwas Schlechtem verschwenden wollte. Ich muss allerdings gestehen, dass ich zunehmend Gefallen an Trash-Fernsehen finde... Die Sprüche von Claudia Obert aus «Promis unter Palmen» finde ich schockierenderweise wahnsinnig lustig...
Welchen Film muss man unbedingt gesehen haben?
The Big Lebowski von den Coen Brothers und The Conversation von Francis Ford Coppola.
Welche Serie muss man unbedingt gesehen haben?
The Wire und Bloodline
Haben Sie Lieblingskomponisten oder Lieblingskomponistinnen?
Paul McCartney und John Lennon, Brian Wilson von den Beach Boys, Beethoven.
Warum?
Bei Lennon/McCartney ist wahrscheinlich keine Erklärung nötig; bei Brian Wilson gefällt mir das Harmonische, irgendwie Überirdische; und als Pianist musste ich ja auch noch einen Klassiker nennen.
Warum heisst die Schülerzeitschrift der HoPro «der springende Punkt»?
Hat mit Frau Cucini, die in der Unterstufe meine Deutschlehrerin war, zu tun: So oft sagte sie «Der springende Punkt ist...», dass mich diese Redewendung irgendwann zu stören begann in der zweiten Klasse. Ein Jahr später erinnerte ich mich daran und fand, das wäre ein witziger Titel für eine Schülerzeitung.
Was sind die grössten Herausforderungen bei der Gestaltung einer Schülerzeitung?
Die richtigen Menschen zu haben und sie am richtigen Ort einzusetzen. Und zu wissen, was die LeserInnen interessiert. Im Rückblick muss ich wohl sagen, dass mir das keinesfalls immer gelungen ist.
Wie viele Stunden haben Sie pro Woche oder pro Monat in diese bemerkenswerte Schülerzeitung investiert?
Uff! Viele... Für eine Durchschnittsausgabe mit schreiben und redigieren etwa vier Arbeitstage und einen ungesund langen Sonntagabend.
Wissen Sie noch, von wem die folgende Aufgabe stammt und können Sie sie noch lösen?

Gegeben ist die abgebildete Figur. ABCD ist ein Trapez, AIHD ein Drachenviereck und FBHJ ein Rechteck. Der Flächeninhalt des gleichschenkligen Dreiecks DBEF beträgt 2 cm2 und der des gleichschenkligen Dreiecks DCGH beträgt 1.125 cm2. Berechne die Flächeninhalte des Drachenvierecks AIHD, des Dreiecks BCH, des Dreiecks AEI und des Trapezes ABCD und die Länge der Strecke [AE], wenn du weisst, dass I der Mittelpunkt der Strecke [DE] ist.
Haha! Die stammt ja von mir! Hui, die ist schwierig…
Eine Wunderaufgabe, finden Sie nicht? Alle Flächenformeln (nach der Fläche des Parallelogramms EBHD könnte man ja auch noch fragen) in einer Aufgabe und so wenige Angaben, das ist grandios.
(Jahre später)
Jetzt habe ich sie grad nochmals gelöst! Vielleicht doch gar nicht so schlecht, dass die Mathe-Matur ausfällt. Ich wusste nicht mehr, dass ich schon damals eine so sadistische Person gewesen bin...
Zwar ist die Frage nach meinem Lehrerinnentyp unbeantwortet, aber immerhin ist klar, welches der Ihre sein wird.
Auch Lust, dich an der Aufgabe zu versuchen? Die Lösung findest du hier!